Wie können wir diesem Trend entgegenwirken und die Fachkräfte von morgen gewinnen?
In diesem Beitrag möchten wir innovative Lösungsansätze vorstellen, die dazu beitragen können, den Fachkräftemangel zu bekämpfen und Deutschland als attraktiven Arbeitsstandort zu positionieren.
Der aktuelle Fachkräftemangel in Deutschland
Deutschland befindet sich mitten in einem demografischen Wandel. Die Babyboomer-Generation geht in Rente, während die nachfolgenden Jahrgänge deutlich kleiner ausfallen. Gleichzeitig sorgt der technologische Fortschritt für einen stetigen Wandel der Arbeitswelt, der neue Kompetenzen erfordert. Die Folge: ein akuter Fachkräftemangel, der insbesondere in Branchen wie der IT, dem Gesundheitswesen und dem Ingenieurwesen spürbar ist.
Der Fachkräftemangel hat in den letzten Jahren erheblich zugenommen und betrifft nahezu alle Branchen und Regionen. Vor allem in den letzten zwei Jahren vor dem Bericht von 2022 ist ein starker Anstieg zu verzeichnen, da viele Beschäftigte in andere Wirtschaftsbereiche gewechselt sind. Die durchschnittliche Vakanzzeit, also die Zeit, die benötigt wird, um eine offene Stelle zu besetzen, ist seit 2007 kontinuierlich gestiegen. Sie lag 2007 bei durchschnittlich 63 Tagen und stieg bis 2023 auf 130 Tage.
Im Juli 2023 meldeten 43,1 % der Unternehmen einen Mangel an qualifizierten Arbeitskräften, im April 2023 waren es noch 42,2 % gewesen. Zuvor hatte diese Zahl im Juli 2022 mit 49,7 % einen historischen Höchststand erreicht. Im März 2024 war der Anteil der Unternehmen mit Fachkräftemangel leicht gesunken und lag bei 36,3 % (im Oktober 2023 waren es noch 38,7 %).
Branchenspezifische Einblicke über Fachkräfte
- Gesundheits- und Pflegeberufe: Der Gesundheitssektor, insbesondere die Alten- und Krankenpflege, leidet stark unter dem Fachkräftemangel. Mit der alternden Bevölkerung wird der Bedarf an Pflegekräften weiter steigen.
- Handwerk: Berufe im Handwerk, insbesondere im Baugewerbe und der Gebäudetechnik, sind stark betroffen. Dies umfasst sowohl Fachkräfte mit abgeschlossener Berufsausbildung als auch Spezialisten mit Meister- oder Bachelorabschluss.
- MINT-Bereich (Mathematik, Informatik, Naturwissenschaften und Technik): Der Mangel betrifft auch den MINT-Bereich, insbesondere in der Produktion und Fertigung. Maschinenbauunternehmen und Hersteller von Elektrogeräten sind hier besonders betroffen.
- Soziale Berufe und Erziehung: Auch im Bereich der Lehre und Erziehung gibt es einen erheblichen Mangel an Fachkräften.
- Dienstleistungen und Tourismus: Der Dienstleistungssektor, einschließlich kaufmännischer Dienstleistungen und Vertrieb, ist ebenfalls stark betroffen. Dies gilt auch für den Hotel- und Tourismussektor, der durch die Corona-Pandemie zusätzlich belastet wurde.
- Öffentlicher Sektor: Sektoren mit höherem Frauenanteil, wie bestimmte Dienstleistungsbranchen und der öffentliche Sektor, zeigen ebenfalls einen signifikanten Fachkräftemangel.
Demografische und regionale Faktoren von Fachkräfte
Die alternde Bevölkerung und demografische Veränderungen tragen wesentlich zum Fachkräftemangel bei. Es wird erwartet, dass die erwerbsfähige Bevölkerung zwischen 2025 und 2035 jährlich um etwa 500.000 Personen schrumpfen wird. Regionale Unterschiede sind ebenfalls zu beobachten, wobei süddeutsche Bundesländer wie Bayern und Baden-Württemberg besonders betroffen sind. In diesen Regionen machen Berufe mit Fachkräftemangel 86% bzw. 88% der ausgeschriebenen Stellen aus.
Die Fachkräfte von morgen
Um den Herausforderungen der Zukunft gewachsen zu sein, braucht Deutschland Fachkräfte mit ganz bestimmten Qualifikationen. Zukunftsorientierte Branchen wie künstliche Intelligenz, erneuerbare Energien und Biotechnologie werden in den kommenden Jahren stark wachsen und entsprechend viele Spezialisten benötigen.
Neben technischen Kompetenzen werden auch sogenannte Soft Skills immer wichtiger. Flexibilität, Kreativität, Problemlösungsfähigkeit und die Fähigkeit zum lebenslangen Lernen sind Eigenschaften, die zukünftige Fachkräfte auszeichnen sollten.
Strategien zur Gewinnung von Fachkräften
Um den Fachkräftemangel zu bekämpfen, müssen wir an verschiedenen Stellschrauben drehen. Ein wichtiger Ansatzpunkt ist die Investition in Bildung und Ausbildung. Schulen und Hochschulen müssen fit gemacht werden für die Anforderungen der digitalen Wirtschaft. Zudem sollten duale Ausbildungssysteme gestärkt und praxisnahe Lernangebote gefördert werden. Beispielsweise blieben im Jahr 2022 fast 70.000 Ausbildungsplätze unbesetzt.
Lebenslanges Lernen ist ein weiterer Schlüssel zum Erfolg. Unternehmen sollten ihren Mitarbeitern Möglichkeiten zur Weiterbildung bieten und flexible Arbeitsmodelle ermöglichen, die es Beschäftigten erleichtern, sich weiterzuqualifizieren.
Internationale Fachkräfte als Lösung
Ein weiterer wichtiger Baustein bei der Sicherung des Fachkräftebedarfs ist die Gewinnung von internationalen Talenten. Deutschland verfügt über eine starke Wirtschaft und ein hohes Lebensniveau, was es zu einem attraktiven Arbeitsstandort macht. Um ausländische Fachkräfte anzuziehen, müssen wir jedoch die bürokratischen Hürden bei der Einwanderung senken und die Integration der neuen Mitarbeiter fördern.
Viele Unternehmen haben bereits erfolgreich auf internationale Fachkräfte gesetzt. Sie bringen frischen Wind in die Unternehmenskultur und verfügen oft über spezifische Kenntnisse, die im deutschen Markt fehlen.
Maßnahmen und Prognosen
Um dem Fachkräftemangel entgegenzuwirken, sind koordinierte Anstrengungen von Politik, Wirtschaft und Wissenschaft erforderlich. Maßnahmen umfassen die Förderung der beruflichen Bildung, die Verbesserung der Vereinbarkeit von Beruf und Familie sowie die Anwerbung von Fachkräften aus dem Ausland.
Der Fachkräftemangel ist eine der größten Herausforderungen für die deutsche Wirtschaft. Um zukünftig wettbewerbsfähig zu bleiben, müssen wir dringend handeln. Durch gezielte Investitionen in Bildung, Förderung von lebenslangem Lernen und eine offene Einwanderungspolitik können wir den Fachkräftebedarf decken und Deutschland als attraktiven Arbeitsstandort positionieren.
Es ist klar, dass es keine einfachen Lösungen gibt. Doch mit einem gemeinsamen Effort von Politik, Wirtschaft und Gesellschaft können wir die Weichen für eine erfolgreiche Zukunft stellen.